Spanien generell ist nicht für eine vegetarier- oder gar
veganerfreundliche Kost bekannt. Per se kommen bei den klassischen Tapas
eigentlich nur Pimientos del Padron und Pan con Tomate in Frage, bei Patatas
Bravas stoßen zumindest Veganer an ihre Grenzen, denn diese werden in der Regel
mit Mayonnaise serviert. Will man sich ohne tierische Produkte ernähren, muss
man sich schon ein wenig umschauen. Aber auch hier hat sich – möglicherweise im
Zuge des Touristenbooms – schon einiges getan.
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So... |
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...statt so |
Der Besuch einer veganen Freundin hat mich dazu gebracht,
auch diese Seite der Gastronomie in der katalonischen Hauptstadt zu testen. Und
es gibt mehr, als man denkt (oder ich vermutet hatte). Besonders in der Gegend
um die Uni und das Museum für zeitgenössische Kunst (MACBA) spielt sich fleischlos
so einiges ab.
Hilfe, Frühstück ohne Kaffee!
Als erstes probieren wir den Veggie Garden aus – in besagter
Nähe zum MACBA an der Carrer dels Àngels. Hier gibt es jeden Tag preiswerte
Menüs, die Gerichte sind indisch und nepalesisch inspiriert, die Wände
kunterbunt (wie ein User-Kommentar meint: „looks like someone blew up a paint
truck“:-)).
Für weniger als zehn Euro bekommt man im Tagesmenü beispielsweise eine
Vorspeise nach Wahl (in meinem Fall Humus), Thali mit Reis, Dessert, Brot und Wasser
oder Wein (in Basisqualität). Ganz in der Nähe, in der Carrer de l’Hospital,
findet sich das Juicy Jones. Die Einrichtung ist nicht weniger bunt und es gibt
eine Riesenauswahl an köstlich-frischen Säften zu humanen Preisen. Das einzige,
was mir nicht gefallen (bzw. in dem Fall schon fast schockiert) hat, ist, dass
es zum Frühstück keinen Kaffee gab (das Argument, keine Milch verwenden zu
wollen, überzeugt nicht, wenn man eh Gerichte mit Mandelmilch anbietet – geht
ja auch mit Café con Leche). Neben den erwähnten Lokalen gibt es im Umkreis der
Uni und im Viertel El Raval u. a. noch das Sesamo (Subhead: Comida sin Bestias,
also zu Deutsch: Essen ohne Viecher) oder das Teresa Carles.
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Kaffeelos, aber bunt im Juicy Jones |
Im Barri Gótic liegt an der Plaza George Orwell das Vegetalia
mit sehr schöner Terrasse. Die Vorspeisenplatte mit Samosa, Falafel, Dip,
Salat, Humus und anderen Leckereien ließ nichts zu wünschen übrig. Dagegen hat mich
die vegane Paella (Naturreis mit – nicht ganz so frisch aussehendem – Gemüse) spontan
nicht so angesprochen (ich muss gestehen, dass ich sie allerdings aufgrund ihres
langweiligen Äußeren auch nicht probiert habe). Überhaupt ist die Dichte an
vegan/vegetarischen Angeboten in diesem Viertel recht hoch. Direkt neben dem
Vegetalia befindet sich das Gopal, ein veganer Deli-Shop, und in der Carrer de
la Bòria die CatBar, eine sympathische kleine Bar mit Terrassenflair, wenn man
an der immer offenen Tür zur Straße sitzt.
Grünkohl Industrial Style
Das Flax&Kale (gehört übrigens zum Teresa Carles) ist nicht konsequent
vegan/vegetarisch ausgerichtet, sondern hat sich gesundes Essen auf die Fahne
geschrieben („Healthy Flexiteriano“). Das heißt im Klartext: 80 % der Gerichte
sind pflanzenbasiert, die restlichen beinhalten auch Fettfisch (laut Erklärung
auf der Website). Es gibt also eine breite Palette an tierproduktfreien
Gerichten (und köstlichst aussehender Smoothies, die ich allerdings nicht
probiert habe), sie bieten jedoch auch so etwas wie Thunfisch-Sashimi an. Es ist
zwar etwas höherpreisig, lohnt sich aber auf alle Fälle. Denn nicht nur lässt
sich das Flax&Kale bei der Zusammenstellung der Zutaten wirklich etwas
einfallen, die Gerichte, die ich probiert hatte, waren auch alle durch die Bank
weg sehr schmackhaft. Meine Entdeckung: frittierter Grünkohl mit spiciger
Senfsauce. Die Einrichtung: moderne Kantine mit hohen Regalwänden voller Obst
und Gemüse im Industrial Style.
Falafel geht immer
Eine weitere Möglichkeit, auf tierische Produkte zu verzichten:
selber kochen (denn die Märkte bieten an Obst und Gemüse alles, was man sich
vorstellen kann)! Und inzwischen gibt es auch immer mehr Bioläden.
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Bunteste Auswahl an Tomaten im Bioladen in Sarrià |