Barcelona für vier Monate

Barcelona für vier Monate

Freitag, 29. Juli 2016

Gemischte Gefühle


Also, mit dem Anfangen und dem Aufhören ist das ja so eine Sache. Beides nicht gerade leicht und oft weiß man nicht, wo. Und wie soll man an etwas anknüpfen, dass „Und das Beste zum Schluss“ als Titel hat, wie mein bisher letzter Blogpost zu Barcelona? Hier ein essayistischer Versuch (man könnte auch sagen, unstrukturiert oder chaotisch:-)). Hier wird niemand wertvolle Informationen finden, der noch nie in Barcelona war – so viel kann ich schon mal versprechen.



Entsprechend stelle ich diesen ersten Blogpost nach meiner Rückkehr unter das ebenso vage Motto „Gemischtes“ – passt ja immer irgendwie. Dazu noch rückblickend: Die schwüle Hitze ist ein bisschen, wenn auch nicht signifikant, erträglicher geworden. Aber irgendwie gewöhnt man sich daran, wie an so vieles.

Ein Beispiel: Beim ersten geklauten Handy vergangenes Jahr dachte ich noch, meine Welt bricht zusammen. Habe es aber trotzdem geschafft, über meinen ollen Siemens C55-Knochen und über mehr als drei Wochen (bis endlich die neue SIM-Karte aus Deutschland eintraf) Kontakt mit den engsten Freunden zu halten und Sachen zu organisieren (man glaubt ja kaum, was auch ohne Smartphone und Internet „anytime, anywhere“ alles noch funktioniert). Beim zweiten war ich schon wesentlich relaxter (trotz komplizierter Umstände, die ich aber an dieser Stelle mal ausspare). Und beim dritten: Am nächsten Werktag in den Mobileshop, neues Samsung mit Prepaid-Karte erworben – also 1,5 Tage nach Verlust wieder online.


Was wesentlich nerviger war, sind die Widrigkeiten, die sich diesmal bereits VOR Abreise in die katalonische Hauptstadt eingestellt haben: Gastherme kaputt und über das Wochenende beziehungsweise den Feiertag kein Handwerker zu bekommen. Dank Falschdiagnosen hat sich das Ganze zwei Wochen hingezogen, bis ich wieder warmes Wasser hatte – genauer gesagt, meine Untermieterin, die dementsprechend später eingezogen ist:-(.

Die ganz normalen „Widrigkeiten“ hier sind dagegen harmlos, nur erwähnenswert. Eine Sache, an der ich immer wieder scheitere, ist das Verabschieden in Läden, Cafes, Restaurants etc. Eigentlich gibt es drei Möglichkeiten in der katalonischen Hauptstadt: „Hasta luego“ (allgemein), „Adios“ (Castellano) oder „Adeu“ (Catalan = Landessprache). Aber wie heißt es so schön, wie man es macht, macht man es falsch. Verabschiede ich mich mit einem einheimischen „Adeu“, kommt ein „Hasta luego“. Mit dem unkomplizierten „Adios“ auf der sicheren Seite? Von wegen! Die Antwort ist „Hasta luego“. Gehe ich jedoch mit einem munter bis schwungvollen „Hasta luego“ kommt garantiert“ „Adios“ oder „Adeu“ zurück. Scheint ein Nationalsport zu sein, ich habe jedenfalls noch keine Regel ausmachen können. Und dann gibt es natürlich noch diverse Kombinationen. Zum Beispiel sagt man zur Begrüßung immer „Hola, bon dia“ – doppelt hält ja bekanntlich besser.

Anderes Erlebnis: Fotografieren an öffentlichen Plätzen wie Cafés oder Restaurants sollte man tunlichst bleiben lassen, weil sich die anderen Gäste beziehungsweise die Bedienung sonst ziemlich auf den Schlips getreten fühlt, so schon am eigenen Leib erlebt. Dabei dachte ich immer naiverweise, die Leute sind daran gewöhnt. In deutschen Städten stößt sich ja auch niemand daran, oder? Hier reagieren die Leute jedoch sensibel, womöglich einfach auch aufgrund schon zu vieler schlechter Erfahrungen mit Touristen…

Trotzdem. Auch nach der Bilanz: Drei Handys gestohlen, zwei Fahrräder und ein Sattel weg, wird so schnell nix meine Liebe zu dieser Stadt schmälern. Denn hier fühle ich mich „mas viviente“ als sonst irgendwo, so schön München auch ist. Die Stadt fordert, gibt aber auch jede Menge zurück. Hier sei auch auf das grandiose Buch von Daniel Brühl, „Ein Tag in Barcelona“, verwiesen, der es am Ende so schön auf den Punkt bringt: „Hast du mich also wieder verarscht, du Miststück? Aber weißt du was? Es ist mir egal. Ich liebe dich trotzdem und werde es immer tun.“ – nachdem ihm nach dem vertrauensvollen Nacktbaden in euphorischer Stimmung nach einer langen Nacht sämtliches Hab und Gut geklaut wurde und er „desnudo“ den Heimweg antreten muss. Dem kann ich mich nur 100 % anschließen. Hasta luego!

Der Ausblick entschädigt für vieles:-)