Barcelona für vier Monate

Barcelona für vier Monate

Mittwoch, 16. September 2015

Barcelona sin carne



Spanien generell ist nicht für eine vegetarier- oder gar veganerfreundliche Kost bekannt. Per se kommen bei den klassischen Tapas eigentlich nur Pimientos del Padron und Pan con Tomate in Frage, bei Patatas Bravas stoßen zumindest Veganer an ihre Grenzen, denn diese werden in der Regel mit Mayonnaise serviert. Will man sich ohne tierische Produkte ernähren, muss man sich schon ein wenig umschauen. Aber auch hier hat sich – möglicherweise im Zuge des Touristenbooms – schon einiges getan.

So...

...statt so


Der Besuch einer veganen Freundin hat mich dazu gebracht, auch diese Seite der Gastronomie in der katalonischen Hauptstadt zu testen. Und es gibt mehr, als man denkt (oder ich vermutet hatte). Besonders in der Gegend um die Uni und das Museum für zeitgenössische Kunst (MACBA) spielt sich fleischlos so einiges ab.

Hilfe, Frühstück ohne Kaffee!

 

Als erstes probieren wir den Veggie Garden aus – in besagter Nähe zum MACBA an der Carrer dels Àngels. Hier gibt es jeden Tag preiswerte Menüs, die Gerichte sind indisch und nepalesisch inspiriert, die Wände kunterbunt (wie ein User-Kommentar meint: „looks like someone blew up a paint truck“:-)). Für weniger als zehn Euro bekommt man im Tagesmenü beispielsweise eine Vorspeise nach Wahl (in meinem Fall Humus), Thali mit Reis, Dessert, Brot und Wasser oder Wein (in Basisqualität). Ganz in der Nähe, in der Carrer de l’Hospital, findet sich das Juicy Jones. Die Einrichtung ist nicht weniger bunt und es gibt eine Riesenauswahl an köstlich-frischen Säften zu humanen Preisen. Das einzige, was mir nicht gefallen (bzw. in dem Fall schon fast schockiert) hat, ist, dass es zum Frühstück keinen Kaffee gab (das Argument, keine Milch verwenden zu wollen, überzeugt nicht, wenn man eh Gerichte mit Mandelmilch anbietet – geht ja auch mit Café con Leche). Neben den erwähnten Lokalen gibt es im Umkreis der Uni und im Viertel El Raval u. a. noch das Sesamo (Subhead: Comida sin Bestias, also zu Deutsch: Essen ohne Viecher) oder das Teresa Carles.

Kaffeelos, aber bunt im Juicy Jones


Im Barri Gótic liegt an der Plaza George Orwell das Vegetalia mit sehr schöner Terrasse. Die Vorspeisenplatte mit Samosa, Falafel, Dip, Salat, Humus und anderen Leckereien ließ nichts zu wünschen übrig. Dagegen hat mich die vegane Paella (Naturreis mit – nicht ganz so frisch aussehendem – Gemüse) spontan nicht so angesprochen (ich muss gestehen, dass ich sie allerdings aufgrund ihres langweiligen Äußeren auch nicht probiert habe). Überhaupt ist die Dichte an vegan/vegetarischen Angeboten in diesem Viertel recht hoch. Direkt neben dem Vegetalia befindet sich das Gopal, ein veganer Deli-Shop, und in der Carrer de la Bòria die CatBar, eine sympathische kleine Bar mit Terrassenflair, wenn man an der immer offenen Tür zur Straße sitzt.

Grünkohl Industrial Style

 

Das Flax&Kale (gehört übrigens zum Teresa Carles) ist nicht konsequent vegan/vegetarisch ausgerichtet, sondern hat sich gesundes Essen auf die Fahne geschrieben („Healthy Flexiteriano“). Das heißt im Klartext: 80 % der Gerichte sind pflanzenbasiert, die restlichen beinhalten auch Fettfisch (laut Erklärung auf der Website). Es gibt also eine breite Palette an tierproduktfreien Gerichten (und köstlichst aussehender Smoothies, die ich allerdings nicht probiert habe), sie bieten jedoch auch so etwas wie Thunfisch-Sashimi an. Es ist zwar etwas höherpreisig, lohnt sich aber auf alle Fälle. Denn nicht nur lässt sich das Flax&Kale bei der Zusammenstellung der Zutaten wirklich etwas einfallen, die Gerichte, die ich probiert hatte, waren auch alle durch die Bank weg sehr schmackhaft. Meine Entdeckung: frittierter Grünkohl mit spiciger Senfsauce. Die Einrichtung: moderne Kantine mit hohen Regalwänden voller Obst und Gemüse im Industrial Style.




Falafel geht immer

 

Eine weitere Möglichkeit, auf tierische Produkte zu verzichten: selber kochen (denn die Märkte bieten an Obst und Gemüse alles, was man sich vorstellen kann)! Und inzwischen gibt es auch immer mehr Bioläden. 

Bunteste Auswahl an Tomaten im Bioladen in Sarrià

Und was – last but not least – auch IMMER geht: das weltbeste Falafel im Maoz (Nähe Plaza Reial) mit einem Zutatenbuffet aus diversen Salaten und Dips, die man sich zusätzlich zu den frisch zubereiteten Kichererbsenbällchen ganz nach Gusto (für 4,50 Euro) in die Brottasche füllen kann.

Montag, 7. September 2015

Menorca in 48 Stunden



Nur eine Woche Urlaub, insgesamt eh nur noch kurze Zeit in Barcelona und noch an die 1000 Dinge zu tun: Ein Expressurlaub auf Menorca ist jetzt genau das richtige – dachte ich mir. Stimmt auch! Denn von Barcelona aus ist die balearische Insel mit dem Flieger noch nicht einmal eine Stunde entfernt. Gemessen an dieser recht kurzen Anreisezeit ist der Weg vom Flughafen in die Unterkunft in Cala Blanca im Westen schon wieder eine halbe Weltreise. Erstmal in den Bus nach Mahón (Maó), am Busbahnhof 20 Minuten warten auf den Anschluss nach Ciutadella und – dort glücklich nach 45 Minuten angekommen – zu einem anderen Busbahnhof laufen, um in die Linie 64 zu steigen, die mich an der Haltstelle 303 zu meiner „Destination“ bringt. Insgesamt schlappe 2,5 Stunden nach Landung stehe ich an der Rezeption.

Was als erstes auffällt (neben der insularischen Ruhe): Das Klima ist wesentlich angenehmer. Tagsüber sind es zwar auch locker an die 30 Grad, aber trocken und abends kühlt es so ab, dass ich mich langsam wieder erinnere, wofür langärmelige Oberteile gut sind. Schwimmen in der relativ einsamen Felsbucht mit türkisklarem Wasser steht als erstes auf dem Plan. 




Habe übrigens erst auf dem Weg hierher bzw. vor Ort festgestellt, dass ich 1) in einer Apartmentanlage FÜR FAMILIEN gebucht habe und 2) in einem Einkaufszentrum wohne.




Trotz des sehr kurzen Aufenthalts von Dienstag bis Donnerstag: etwas Sightseeing muss sein. Mit dem Bus also am nächsten Tag wieder in die ehemalige Inselhauptstadt Ciutadella, mit der ich ja bereits bei der Anreise kurze Bekanntschaft geschlossen hatte. Hier ein paar Impressionen (bzw. ein paar mehr:-):

Senioren-"Spielplatz"


Vor dem Optikerladen


Kurze Pause vom Shoppen
Man spricht deutsch - auch auf der kleinen Schwesterinsel von Malle




Sehr süß und genau das richtige für einen halbtägigen Ausflug. Also nutze ich den restlichen Tag noch für einen Kurzausflug an einen der wunderschönen und etwas verlasseneren Strände. Als ich das Ticket nach Son Saura kaufe, werde ich gefragt, ob ich um 19h oder 20h wieder zurückfahren möchte. Denn die Fahrt dorthin geht im Kleinbus vonstatten, der nur begrenzt Plätze hat. Nach wackeligen 30 Minuten auf engsten steinmauerumrandeten Straßen und Haltebuchten, die an England erinnern, ein traumhafter Anblick (was anderes fällt mir leider nicht ein, auch wenn das eine sehr abgeschmackte Beschreibung ist).



Ungewohnt verlassene Wege zum/am Strand

Aber die Profis mit Campingausrüstung sind schon da



Zum Abschluss: superleckerer Seeteufel (Rape) in Menorca-Gin-Sauce und hausgemachter Flan im Restaurante Miramar und natürlich ein Besuch in der Strandbar am gegenüberliegenden Ufer.






Fazit: Menorca eignet sich wunderbar für Expressentspannung – auch wenn ich mir durchaus einen Tag mehr gewünscht hätte. Denn der Donnerstag ist mit Auschecken um 10.30h und großzügig berechnetem Flughafentransfer von 3,5 Stunden kaum mitzurechnen. Bleibt gerade mal noch Zeit für ein kurzes Bad im Pool.

Dennoch alle 5 Urlaubs-„S“ abgehakt:

  • Strand (s. viele Fotos)
  • Sehenswürdigkeiten (s. Ciutadella)
  • Shoppen: Die typisch menorquinischen Espadrilles (s. Foto)
  • Speisen (s. Seeteufel)
  • Schlafen (der einzige, der mich frühmorgens störte, war der krähende Hahn in der Nachbarschaft - von dem habe ich aufgrund der frühen Morgenstunde kein Foto:-)

PS: Und eine interessante Erfahrung im digitalen Zeitalter, was noch so alles „analog“ klappt – auch ohne vorherige Online-Reservierung und QR-Ticket aufs Handy. Die Busse waren jedenfalls pünktlich wie die Stechuhr:-).

PPS: DIE kam übrigens nicht mit (das wahrscheinlich teuerste Gebäckteil der Welt...)