Barcelona für vier Monate

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Montag, 12. Oktober 2015

Kurz vorgestellt: La mano loca – magische Hände


Wer Barcelona besucht, sollte El Raval nicht verpassen. Das einst anrüchige, als gefährlich bekannte Viertel, in dem traditionell ein hoher Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund (wie man so schön sagt) wohnt, hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem der angesagtesten Ausgehviertel entwickelt. Aber nicht nur nachts, auch tagsüber lohnt sich ein Besuch. Immerhin befinden sich hier in Nähe des wunderschönen alten Universitätsgebäudes auch das (schon so oft erwähnte) Museum für zeitgenössische Kunst (Museu d'Art Contemporani de Barcelona – MACBA) sowie jede Menge nette kleine Läden, Bars und Cafés in den engen Gassen. Und im Herzen dieses Barrio: La mano loca.

Zweite von links: La mano loca

La mano loca (deutsch: die verrückte Hand) ist ein Friseursalon, von denen es in El Raval zahlreiche gibt. Doch es ist nicht irgendein Friseursalon. Seele des Ladens sind Nico und Noelia (kurz: Noe), die ihre Kunden mit Herz, Humor und Fingerfertigkeit erwarten. Spa, Beauty & Personal Care versprechen die Mädels auf ihrer FB-Page.

Seit sieben Jahren gibt es La mano loca in der Carrer de Ferlandina, 41. Gegründet von Nico, die vor 9 Jahren aus Nizza nach Barcelona gezogen ist. Seit knapp 1,5 Jahren wird sie unterstützt von Noe, die schon seit 12 Jahren im Geschäft ist. Kennengelernt haben sich die beiden bei einer Freundin, inzwischen sind sie ein unschlagbares Team. 

Halbe Sachen sind hier nicht angesagt: Jeden Tag sein Bestmögliches geben – so das Motto. „Wir gehen gerne zur Arbeit“, erklärt Nico – und spricht damit auch für Noe: „Das ist der erste Job, bei dem ich mich nicht langweile“, meint sie. Platz für Verbesserung gibt es natürlich allem Idealismus zum Trotz auch hier. Zuhause bei Nico werden Pläne ausgetüftelt, wie man den Service noch verbessern kann, Vermarktungsideen entwickelt, Videos umgesetzt.

Nach Feierabend eine Zigarette: Noe (li) und Nico - Herz und Hand von La mano loca

Hierher kommen nicht nur Kunden, die sich ihre Haarpracht verschönern lassen wollen. Das Sofa an der Wand ist regelmäßig besetzt von Freunden, Familie, Nachbarn und Leuten, die einfach ein Schwätzchen halten möchten. Ein 83jähriger Herr beispielsweise kommt jeden Tag vorbei und bringt den beiden Obst oder andere Leckereien. Eine Nachbarin bittet die Mädels, ihren englischen Lebenslauf Korrektur zu lesen. La mano loca ist nicht nur Friseursalon, sondern Treffpunkt für das ganze Viertel. Auf dem fünfminütigen Weg zur Arbeit wird Noe, die ums Eck wohnt, von 15 Leuten gegrüßt.

Als Nico angefangen hat, gab es in der Nachbarschaft überwiegend altmodische Salons aus den 1960er Jahren. La mano loca selber befindet sich ebenfalls in einem Salon von 1962, den Nico von der ehemaligen Eigentümerin Marga übernommen hat.

Die ehemalige Eigentümerin (re) legt Hand an die Braut

Inzwischen hat sich jedoch einiges getan in El Raval. Es gibt eine große Auswahl moderner Hairdressershops, auch zwei „gute“ in unmittelbarer Nähe. Wettbewerb gibt es jedoch nicht. „Jeder hat seine Kunden, keiner nimmt dem anderen was weg“, meint Nico. 

Insgesamt hat sich einiges im Viertel verbessert, erklären die beiden. Das haben auch die Touristen erkannt, de El Raval inzwischen – ebenso wie die anderen Viertel Barcelonas – bevölkern. Dennoch muss man unterscheiden: Im unteren Teil an der Rambla de Raval gibt es ungebrochen „Negocio de noche“ mit Schlägereien, Drogen, Prostitution. Weiter oben, wo sich auch La mano loca befindet, Tagesgeschäft. Die Grenze bildet die Carrer de Hospital. 


Spannend und vielseitig - die unmittelbare Nachbarschaft von La mano loca
....inklusive MACBA mit den obligatorischen Skatern...
...und meiner Lieblings-Live-Bar

„Ich fühle mich zu Hause“, sagt Nico. „Ich mag die Menschen, das Leben hier. El Raval ist ein sehr familiäres Viertel, wo sich die Bewohner kennen, miteinander reden und sich gegenseitig helfen. Gleichzeitig hat es ein Bohème-Flair. Das Schicksal hat mich hierher geschickt. Nicht ich habe El Raval gewählt, das Viertel hat mich gefunden.“

Apropos Veränderung: Wechsel ist auch im Salon angesagt. Regelmäßig alle paar Monate ändert sich das Innen-Design, für die aktuelle Wandgestaltung ist Nicos Bruder (Walls & Wonders) verantwortlich. „Ich verändere die Einrichtung, wenn ich mich sattgesehen habe“, sagt Nico.



Ich habe die verrückten Hände gleich selber ausprobiert – erstens, weil ein Friseurbesuch dringend notwendig war und zweitens, weil ich sehen wollte, ob das FB-Versprechen (s. o.) eingehalten wird. Kann ich nur bestätigen: Bei La mano loca fühlt man sich gut aufgehoben – auch mit widerspenstigen dicken Locken:-). Und das ist das Resultat: 


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